Aesthetics Update #16

Frontale Gesichtsanalyse von Attraktivitätsstandards weiblicher Prominenter durch künstliche Intelligenz

Grillo et al. (2024)

 

Einführung

Die Attraktivität des menschlichen Gesichts ist seit jeher ein zentrales Thema in der Ästhetik, insbesondere im Zusammenhang mit prominenten Persönlichkeiten, die oft als Schönheitsideale gelten. In der heutigen globalisierten und digital vernetzten Welt haben diese Ideale einen tiefgreifenden Einfluss auf das allgemeine Verständnis von Schönheit. Die Studie von Grillo et.al. nutzte künstliche Intelligenz (KI), um die Gesichtsmerkmale weiblicher Prominenter unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu analysieren und systematisch zu vergleichen. Ziel war es, objektive Kriterien zu definieren, die als besonders attraktiv gelten, und dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen zu identifizieren.

 

Zusammenfassung

In dieser retrospektiven Studie wurden die frontalen Gesichtsmerkmale von 115 weiblichen Prominenten analysiert. Mithilfe eines Python-basierten Algorithmus und der TensorFlow-Software wurden Gesichtsproportionen, Winkel und Symmetrie untersucht. Die Studie identifizierte spezifische Proportionen, die als attraktiv gelten, darunter ein Jochbein-zu-Kieferbreiten-Verhältnis von etwa 80 % und ein markanter Kinnwinkel von etwa 138°. Diese Merkmale waren unabhängig von der ethnischen Herkunft konsistent. Darüber hinaus ergab die Analyse, dass Symmetrie zwar wünschenswert ist, jedoch nicht zwingend erforderlich, um als attraktiv wahrgenommen zu werden.

 

Methodik

Diese Studie orientierte sich an den STROBE-Richtlinien und umfasste die Analyse von Bildern weiblicher Prominenter, die öffentlich zugänglich waren. Es wurden 115 Prominente verschiedener Ethnien untersucht, wobei Gesichtsproportionen, Winkel und Symmetrie als Hauptvariablen dienten. Die Gesichter wurden anhand spezifischer Landmarken klassifiziert, und die Ergebnisse wurden mittels statistischer Methoden wie der Einfaktoriellen-ANOVA ausgewertet, wobei der Signifikanzwert auf p < 0,05 festgelegt wurde.

 

Ergebnisse

Die Studie umfasste 115 weibliche Prominente, die nach ethnischer Herkunft in fünf Gruppen unterteilt wurden: Afrikanisch, Asiatisch, Arabisch (Naher Osten), Kaukasisch und Lateinamerikanisch, mit je 23 Vertreterinnen pro Gruppe. Die Ergebnisse zeigten mehrere Schlüsselfaktoren für die Attraktivität, die in allen ethnischen Gruppen als ähnlich wahrgenommen wurden:

  1. Jochbein-zu-Kieferbreiten-Verhältnis: Über alle ethnischen Gruppen hinweg lag das Jochbein-zu-Kieferbreiten-Verhältnis bei durchschnittlich 79,89 %, wobei ein Verhältnis von etwa 80 % als besonders attraktiv empfunden wurde. Dieser Wert war in allen Gruppen erstaunlich konsistent, was darauf hinweist, dass diese spezifische Proportion ein allgemeiner Indikator für Attraktivität ist.

  2. Gesichtssymmetrie: Lateinamerikanische (0,25) und kaukasische (0,27) Gesichter wurden als am symmetrischsten eingestuft, während afrikanische Gesichter mit einem durchschnittlichen Symmetrieindex von 0,37 die größte Asymmetrie aufwiesen. Symmetrie wurde als ein wichtiger, aber nicht absoluter Faktor für Attraktivität identifiziert.

  3. Kinnwinkel: Der Kinnwinkel variierte leicht zwischen den Gruppen, wobei asiatische (140,32°) und kaukasische (139,66°) Gesichter die höchsten durchschnittlichen Winkel aufwiesen. Diese Kinnwinkel trugen zu einer trapezförmigen Gesichtsform bei, die in der Ästhetik als besonders ansprechend wahrgenommen werden.

  4. Nasen-Mund-Verhältnis: Das Verhältnis von Nasenbreite zu Mundbreite lag bei afrikanischen (1,59), kaukasischen (1,60) und asiatischen (1,61) Prominenten nahe dem goldenen Schnitt, während es bei nahöstlichen (1,66) und lateinamerikanischen (1,70) Gesichtern leicht darüber lag. Dies deutet darauf hin, dass eine gewisse Variation in diesem Verhältnis attraktiv sein kann, aber ein näheres Verhältnis zum goldenen Schnitt allgemein bevorzugt wird.

  5. Drittelteilung des Gesichts: Die meisten Gesichter (83,47 %) wiesen ein mittleres Gesichtsdrittel auf, das länger war als das untere Drittel, was als attraktiv empfunden wurde. Diese Proportion trug zur Harmonisierung der Gesichtszüge bei und unterstrich die Bedeutung von Proportionen in der ästhetischen Wahrnehmung.

 

Relevanz für die klinische Praxis

Die Erkenntnisse dieser Studie bieten wertvolle Hinweise für die klinische Praxis in der ästhetischen Medizin. Insbesondere bei der Planung und Durchführung von chirurgischen oder nicht-chirurgischen Eingriffen im Gesichtsbereich ist es entscheidend, die Bedeutung von Proportionen und Symmetrie zu berücksichtigen. Während Symmetrie als Ziel verfolgt werden kann, sollten übermäßige Anpassungen oder die Nachahmung spezifischer ethnischer Merkmale vermieden werden, da dies zu unnatürlichen Ergebnissen führen kann. Eine KI-gestützte Analyse kann dabei helfen, diese Proportionen präzise zu bestimmen und die Ergebnisse zu optimieren.

 

Conclusio

Diese Studie zeigt, dass unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit bestimmte Gesichtsproportionen und Winkel als attraktiv gelten. Ein Jochbein-zu-Kieferbreiten-Verhältnis von etwa 80 %, ein markanter Kinnwinkel und eine harmonische Drittelteilung des Gesichts tragen wesentlich zu einem attraktiven Erscheinungsbild bei. Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll für die ästhetische Medizin, da sie helfen, individuelle Behandlungspläne zu entwickeln, die auf objektiven Kriterien basieren.

 

Auf einen Blick

  • Untersuchungsgegenstand: Analyse frontaler Gesichtsmerkmale weiblicher Prominenter durch KI.

  • Hauptmerkmale: Jochbein-zu-Kieferbreiten-Verhältnis (ca. 80 %), Kinnwinkel (ca. 138°), Symmetrie.

  • Ergebnisse: Konsistente Proportionen über ethnische Gruppen hinweg; Symmetrie als wünschenswert, aber nicht zwingend.

  • Klinische Relevanz: Nutzung der Erkenntnisse zur Optimierung ästhetischer Eingriffe, wobei natürliche Proportionen und individuelle Merkmale berücksichtigt werden sollten.

Quelle: Grillo, R., et al. (2024). Frontal facial analysis of female celebrity attractiveness standards through artificial intelligence. Journal of Cranio-Maxillo-Facial Surgery, 52(2024), 722–726. https://doi.org/10.1016/j.jcms.2024.03.023

 

Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinische Beratung dar und ersetzen keine ärztliche Konsultation. Für den Inhalt der analysierten Studien wird keine Haftung übernommen.

Zurück
Zurück

Aesthetics Update #17

Weiter
Weiter

Aesthetics Update #15