Aesthetics Update #17
Ein 360° Ansatz zur Patientenversorgung in der ästhetischen Gesichtsverjüngung
Humphrey et. al. (2024)
Einleitung
In der ästhetischen Medizin wurde die Patientenversorgung lange als transaktional betrachtet. PatientInnen kamen mit spezifischen Anliegen und verließen die Praxis nach kurzer Behandlung ohne langfristige Planung (z.B. eine Patientin wünscht sich eine Behandlung mit Botulinumtoxin für ihre Zornesfalte). Der Artikel "A 360° Approach to Patient Care in Aesthetic Facial Rejuvenation" von Humphrey et.al. schlägt eine alternative, ganzheitliche Methode vor: Den 360° Ansatz. Dieser stellt die PatientInnen ins Zentrum und berücksichtigt umfassende und langfristige Behandlungsstrategien. Was bedeutet dies für die ästhetische Praxis und wie lässt sich dieser Ansatz in den klinischen Alltag integrieren?
Zusammenfassung
Der 360° Ansatz basiert auf vier Grundpfeilern:
Verstehen des Patienten: Aktives Zuhören ist unerlässlich, um die ästhetischen Ziele, Lebensgewohnheiten und das medizinische Profil der PatientInnen zu erfassen.
Ganzheitliche Gesichtsbeurteilung: Anstelle von punktuellen Eingriffen wird das gesamte Gesicht in Bezug auf seine Struktur und Dynamik analysiert.
Berücksichtigung aller verfügbaren Behandlungsoptionen: Die Kombination verschiedener Techniken führt zu besseren Ergebnissen als Monotherapien.
Langfristige Behandlungsplanung: Mit einem modifizierbaren Zeitplan wird eine nachhaltige Beziehung zwischen PatientInnen und ÄrztInnen aufgebaut.
Methodik
Die Grundlage dieses Ansatzes bilden medizinische Literatur, klinische Erfahrungen der Autoren und Umfragen zur Patientenzufriedenheit. Von Januar 2016 bis September 2020 wurden anonymisierte Patientenumfragen durchgeführt, die bestätigten, dass Vertrauen und Beziehungsebene entscheidende Faktoren für die Zufriedenheit sind. Die Studie hebt hervor, dass ästhetische MedizinerInnen oft den technischen Aspekt der Behandlung überbewerten, während PatientInnen die Qualität der Beziehung und Kommunikation als wichtiger einstufen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass der 360° Ansatz einen maßgeblichen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit und das Vertrauen in den Behandler hat.
Pfeiler 1 (Verstehen des Patienten): Eine gründliche Patientenanalyse durch aktives Zuhören ermöglicht eine individualisierte Behandlung. Studien belegen, dass PatientInnen, die das Gefühl haben, gehört zu werden, zufriedener sind.
Pfeiler 2 (Ganzheitliche Gesichtsbeurteilung): Eine umfassende Gesichtsbeurteilung vermeidet isolierte Eingriffe, die oft unbefriedigende Ergebnisse liefern. Ein ganzheitlicher Ansatz berücksichtigt das Zusammenspiel von Gesichtszügen und Alterungsprozessen.
Pfeiler 3 (Berücksichtigung): Kombinationstherapien, wie etwa die gleichzeitige Anwendung von Fillern und Botulinumtoxin, führen zu einer deutlich höheren Patientenzufriedenheit als Monotherapien.
Pfeiler 4 (Langfristige Behandlungsplanung): Eine langfristige Behandlungsplanung, die schrittweise Veränderungen vorsieht, fördert die Patientenbindung und ermöglicht ästhetisch bessere, nachhaltige Ergebnisse.
Relevanz für die klinische Praxis
Für ästhetische MedizinerInnen bedeutet der 360° Ansatz einen Perspektivenwechsel: Vom schnellen, ergebnisorientierten Eingriff hin zu einer langfristigen Partnerschaft mit dem Patienten oder der Patientin. ÄrztInnen sollten ihre Zuhörfähigkeiten verbessern, um das Vertrauen der PatientInnen zu stärken. Zudem sollten sie bereit sein, verschiedene Techniken und Behandlungen zu kombinieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Ein solider Behandlungsplan, der auf einer umfassenden Gesichtsbeurteilung basiert, bietet dem Patienten langfristige Sicherheit und Zufriedenheit.
Conclusio
Der 360° Ansatz stellt einen Paradigmenwechsel in der ästhetischen Medizin dar. Durch die Fokussierung auf den Patienten/ die Patientin als Ganzes und die langfristige Behandlungsplanung wird nicht nur die Patientenbindung gestärkt, sondern auch die Behandlungsqualität signifikant verbessert. In einer Zeit, in der ästhetische Eingriffe immer häufiger und differenzierter werden, bietet dieser Ansatz eine nachhaltige Möglichkeit, die Beziehung zwischen PatientIn und ÄrztIn zu vertiefen.
Auf einen Blick
Ganzheitlicher Ansatz: Fokus auf Langzeitbeziehung statt einmaliger Behandlung.
Vier Pfeiler: Patienten verstehen, umfassende Analyse, Kombinationstherapien, langfristige Planung.
Erhöhte Zufriedenheit: Aktives Zuhören und Vertrauen sind entscheidend.
Klinische Anwendung: Anpassbare, langfristige Behandlungsstrategien fördern nachhaltige Ergebnisse.
Quelle: Humphrey, S., Bertucci, V., Heydenrych, I., Ogilvie, P., Safa, M., & de la Guardia, C. (2024). A 360° Approach to Patient Care in Aesthetic Facial Rejuvenation. Aesthetic Surgery Journal Open Forum, ojae059. https://doi.org/10.1093/asjof/ojae059
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