Aesthetics Update #20
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der ästhetischen Chirurgie – Ein Blick auf die Zukunft
Oppikofer (2024)
In einem spannenden Editorial im Aesthetic Surgery Journal wirft Dr. Claude Oppikofer, ein plastischer Chirurg aus der Schweiz, einen kritischen Blick auf die wachsende Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der ästhetischen Chirurgie und beleuchtet dabei die Vor- und Nachteile von KI-generierten Texten in wissenschaftlichen Publikationen. Was das Editorial besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass der Autor die Erstellung des Textes zu einem großen Teil zwei KI-Systemen, ChatGPT und Gemini, überlassen hat. Dies gibt Anlass, nicht nur über die Integration von KI in den klinischen Alltag nachzudenken, sondern auch über ihren Einsatz im wissenschaftlichen Bereich.
KI: Helfer oder Hindernis?
Dr. Oppikofer ließ die beiden KI-Modelle einen Großteil des Editorials schreiben, was ihn zu der Frage führte: „Ist das ethisch vertretbar?“ Auch wenn die KI-Modelle brauchbare Texte lieferten, fehlte jeglicher kreative oder intellektuelle Input von ihm selbst. Zudem generierten die KIs Referenzen, die sich als nicht existent herausstellten – ein klares Warnsignal für alle, die sich auf KI-generierte Inhalte verlassen.
Hier stellt sich die größere Frage: Können wir KI voll vertrauen, wenn es um wissenschaftliche Genauigkeit geht? In den Tests von Dr. Oppikofer schnitten KI-Detektoren, die angeblich „KI-generierte Texte“ erkennen sollen, ebenfalls schlecht ab, was die derzeitigen Grenzen dieser Tools aufzeigt.
Der Einfluss von KI in der ästhetischen Chirurgie
Abseits der rein redaktionellen Fragestellungen stellt das Editorial die potenziellen Vorteile der KI im Bereich der ästhetischen Chirurgie heraus. Von der präoperativen Planung, in der KI detaillierte Patientenbilder analysieren und realistische Simulationen chirurgischer Ergebnisse liefern kann, bis hin zur intraoperativen Unterstützung, die durch Echtzeit-Bildanalysen zu mehr Präzision und weniger Komplikationen führen soll – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Postoperativ kann KI bei der Überwachung von Heilungsprozessen helfen, potenzielle Komplikationen frühzeitig erkennen und so zu einer besseren Versorgung beitragen. Dennoch ist Dr. Oppikofer vorsichtig: „KI sollte niemals die Expertise und das Urteilsvermögen von Chirurgen ersetzen, sondern als Ergänzung verstanden werden.“
Ethik und Verantwortung
Ein zentraler Punkt des Editorials ist die ethische Verantwortung, die mit dem Einsatz von KI einhergeht. Während KI den Arbeitsalltag erleichtern und wissenschaftliche Prozesse beschleunigen kann, muss sichergestellt werden, dass der Mensch die Kontrolle behält. Autoren wissenschaftlicher Arbeiten müssen sicherstellen, dass sie die Ergebnisse und Schlussfolgerungen, die von KI generiert werden, nachvollziehen und überprüfen können. Nur so kann die wissenschaftliche Integrität gewahrt bleiben.
Fazit: KI als neuer Assistent?
Dr. Oppikofer zieht eine interessante Parallele: Er sieht KI-Modelle als „junge Praktikanten“, die immer eine Antwort parat haben wollen, aber oft von der Wahrheit abweichen. Diese Praktikanten dürfen nicht die volle Kontrolle übernehmen, aber sie können – mit sorgfältiger Überwachung – nützliche Aufgaben erfüllen.
Die Herausforderung besteht nun darin, den richtigen Umgang mit diesen neuen „Praktikanten“ zu finden, sei es in der ästhetischen Chirurgie oder in der wissenschaftlichen Publikation. KI hat das Potenzial, eine transformative Rolle zu spielen, aber nur, wenn sie klug und verantwortungsbewusst eingesetzt wird.
Quelle:
Oppikofer, C. (2024). Artificial Intelligence in Aesthetic Surgery Publishing. Aesthetic Surgery Journal, 44(7), 779-782. https://doi.org/10.1093/asj/sjae066​:contentReference[oaicite:0]{index=0}.
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